TT-Training

Training, Tests und Wissenschaft

Dem Gegner einen Schritt vorraus – Übungen Reaktionsfähigkeit

| Keine Kommentare

Die Reaktionsfähigkeit beschreibt zum einen die Fähigkeit, dass wir auf einen Reiz oder ein plötzlich eintretendes Ereignis schnell und angemessen reagieren. Zum anderen beschreibt sie die Fähigkeit, dass wir gewisse Situationen vorausahnen (antizipieren) und so ebenfalls schnell und angemessen reagieren können.

Die Reaktionsfähigkeit ist im Tischtennis sehr bedeutsam, denn die schnellen Ballwechsel und schnell eintretenden Veränderungen von Situationen verlangen dem Spieler ein hohes Reaktionsvermögen ab. Darüber hinaus ist eine gute Reaktionsfähigkeit auch wichtig, um gewisse Situationskonstellationen zu antizipieren, also vorauszuahnen, um dann schneller und besser reagieren zu können. Das Training dieser Fähigkeit ist bereits in einem sehr jungen Alter, ab etwa 7 Jahren, möglich und sollte auch schon dann eingeleitet werden. Mit dem Training der Reaktionsfähigkeit wird auch die Orientierungsfähigkeit mit geschult, denn viele Übungen beinhalten Aspekte, wie etwa auf Überraschungen zu reagieren oder Beobachtungen anzustellen, und so Zusammenstöße mit anderen Kindern zu vermeiden. Die hier vorgestellten Übungen für die Reaktionsfähigkeit beziehen sich meist auf Lauf- bzw. Fangspiele oder Reaktionsspiele mit z.B. dem Ball, wobei der Schwierigkeitsgrad allmählich erhöht werden sollte. Oft sind derartige Übungen recht belastungsintensiv, daher ist auf ausreichende Pausen zu achten. Im Nachhinein sind also weitere, derart belastende Übungen nicht mehr nötig. Durch die hohe Belastungsintensität ist darauf zu achten, dass die Kinder erwärmt sind und so keine Zerrungen oder Ähnliches auftreten.

Übungen Reaktionsfähigkeit – mit und ohne Hilfsmittel

Die Übung Stein-Papier-Schere ist ein Beispiel, wie die Reaktionsfähigkeit und das Reaktionsvermögen effektiv geschult werden können, auch ohne Hilfsmittel. Hierbei besteht das Spielfeld aus einer Mittellinie und jeweils einer Endlinie. An der Mittellinie stehen sich die Kinder paarweise gegenüber. Mit den gegenüberliegenden Händen werden diese bei z.B. drei so gezeigt, dass sie entweder einen Stein (Faust), ein Blatt Papier (flache Hand) oder eine Schere (Mittel- und Zeigefinger gespreizt) symbolisieren. Dabei gilt: Papier siegt über den Stein, da es ihn einhüllt; Schere siegt über Papier, da sie es zerschneidet und Stein siegt über Schere, da er sie zerschlägt. Die Kinder mimen also mit der Hand eines dieser Gegenstände im gleichen Augenblick (z.B. bei drei) nach und müssen dann entscheiden, wer gesiegt hat. Der Verlierer muss dann versuchen die Endlinie zu erreichen, ohne dass der Sieger in einholt. Bei einer anderen Übung, dem Plattfuß, stehen sich zwei Kinder gegenüber und nehmen sich an die Hand. Nun versuchen beide, sich mit einem ihrer Füße auf den des anderen Kindes zu stellen. Wem dies gelingt, hat einen Punkt erzielt. Auch hier müssen die Kinder ihr Reaktionsvermögen unter Beweis stellen, der Schwierigkeitsgrad kann erhöht werden, indem sich z.B. drei Kinder untereinander an die Hand nehmen und versuchen, sich auf den Fuß eines anderen Kindes zu stellen.

Es gibt auch viele Übungen des Reaktionsvermögens mit Hilfsmitteln, etwa der Schlangenträger: Hierbei stehen sich mehrere Kinder im Kreis auf und halten die „Schlange“, ein Seil, straff in ihren Händen. In der Mitte befindet sich ein einzelnes Kind, welches der Fänger ist. Der Fänger versucht nun, die Hände der Kinder, die das Seil halten, zu berühren. Dazu dürfen die Kinder ihre Hand vom Seil lösen, aber das Seil darf nicht den Boden berühren. Wenn der Fänger eine Hand berührt, wird gewechselt und auch, wenn das Seil den Boden berührt. Dann wird das Kind, an wessen Stelle das Seil den Boden berührt hat, zum Fänger.

Andere Übungen sind auch mit vermehrt spielerischem Charakter denkbar, etwa das Sidestep-Spiel: Hier wird eine Tischtennisplatte aufgestellt und etwa vier bis sechs Kinder stellen sich in gleichmäßigem Abstand zueinander um den Tisch. Bei Kommando, etwa ein Pfiff, beginnen alle Kinder im Uhrzeigersinn um den Tisch zu laufen, dabei sollte aber ihr Abstand zueinander stets gleich bleiben. Wird zweimal gepfiffen, sollen die Kinder alle die Richtung wechseln und gegen den Uhrzeigersinn laufen. Viele Variationen sind möglich, etwa können bei drei Pfiffen Sidesteps in eine, und bei 4 Pfiffen Sidesteps in die andere Richtung absolviert werden usw. Je mehr verschiedene Signale oder Kommandos, desto komplexer sind die Anforderungen an die Reaktionsfähigkeit bei derartigen Übungen.

Ballspiele als Übungen für die Reaktionsfähigkeit

Bei der Übung Schatzhüter stellen sich die Kinder nebeneinander auf, und zwar mit dem Rücken zu einer Wand gerichtet (auf genug Abstand zwischen den Kindern achten). Nun sollen die Kinder den Ball durch die Beine hinweg nach hinten an die Wand spielen, sodass der Ball an dieser abprallt. Die Kinder müssen sich rechtzeitig umdrehen und sollen den abgeprallten Ball wieder auffangen, bevor dieser den Boden berührt. Da das Werfen nach hinten recht ungewohnt ist, kann schlecht gezielt werden und nach dem Umdrehen wird so das Reaktionsvermögen der Kinder gefordert.

Zudem kann der Schwierigkeitsgrad auch erhöht werden, indem sich die Kinder erst drehen dürfen, wenn das Geräusch des abprallenden Balles an der Wand ertönt. Andere Übungen mit dem Ball beruhen auch auf einer guten Reaktionsfähigkeit bzw. schulen diese: Etwa die Übung Bein-Torwart. Dabei stellen sich jeweils zwei Kinder paarweise hintereinander, wobei sich vor dem ersten Kind eine Linie oder ein Seil befindet, was die Ziellinie symbolisiert. Das hintere Kind rollt nun einen Ball nach vorn, durch die gespreizten Beine des vorderen Kindes (mit Blick Richtung Ziellinie!), sodass von dem vorderen Kind nun eine hohe Reaktionsfähigkeit abverlangt wird um den Ball zu stoppen, bevor dieser die Ziellinie erreicht.

Quelle: Koordinationstraining im Tischtennis, S. 17, 96-101. Deutscher Tischtennisbund.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.