TT-Training

Training, Tests und Wissenschaft

Sich selbst nicht im Wege stehen – Übungen Orientierungsfähigkeit

| Keine Kommentare

Die Orientierungsfähigkeit dient dazu, dass der Tischtennisspieler sich über seine eigene Position und die des Gegners oder des Mitspielers bewusst wird und folglich die Orientierung nicht verliert. Dadurch können Bewegungen vorausgeplant und gesteuert werden, um so die gesamte spielerische Performance zu optimieren.

Die Orientierungsfähigkeit sollte durch geeignete Übungen bereits im frühen Alter vermittelt werden. Im Spiel und Training ist es für den Tischtennisspieler wichtig, eine räumliche Variation zu beherrschen: Dies beinhaltet beispielsweise Positionswechsel beim Doppel, aber auch beim Einzel. Dadurch ist sich der Spieler über seine eigene Position im Klaren, also z.B. wie weit vom Tisch oder wie außermittig befinde ich mich? Wo befindet sich der Gegner genau?

Zur Orientierung zählt auch, dass ich nicht mit meinem Doppelpartner zusammenstoße oder mit dem Tisch kollidiere. Auch das Einhalten optimaler Abstände, etwa bzgl. des Tisches, ist wichtig, um sich frei bewegen zu können und die Techniken optimal auszuführen. Die Orientierungsfähigkeit kommt auch dann zum Tragen, wenn beim Aufschlag parallel die Position des Gegners abgeglichen werden muss und bei den folgenden Ballwechseln. Übungen für die Orientierungsfähigkeit sollten grundlegend spielerisch charakterisiert sein, wobei unübersichtliche und sich stets verändernde Spielsituationen die Kinder fordern, nicht die Orientierung zu verlieren. Dabei müssen, wie bereits erwähnt, die eigene Position und die des Gegners, aber auch Freiräume erkannt und genutzt werden. Da bei Ballsportarten auch die Zielgenauigkeit eine große Rolle spielt, wird ebenfalls die Differenzierungsfähigkeit geschult.

Fangspiele – Übungen Orientierungsfähigkeit

Eine Variante derartiger Übungen nennt sich Kettenfangen: Dabei verteilen sich alle Kinder in der Halle, wobei ein Kind als Jäger festgelegt ist. Dieser Jäger muss nun die anderen Kinder jagen und versuchen, sie mit der Hand zu berühren. Wird ein Kind berührt, wird es nun auch zum Jäger, wobei die beiden Jäger händehaltend eine Kette bilden. Bei vier Jägern wird die Kette aufgeteilt und die beiden Paare gehen auf die Jagd usw. Wenn alle Kinder „gefangen“ sind, ist das Spiel zu Ende. Eine andere Spielform nennt sich Henne und Habicht.

Dabei stellen sich mindestens fünf Kinder hintereinander in Reihe und fassen sich an die Hüfte oder Schulter. Das erste Kind der Reihe ist die Henne, dieses Kind macht seine Arme breit und will dadurch die sich dahinter befindlichen Küken schützen. Ein weiteres Kind, der Habicht, befindet sich frei gegenüber der Henne und versucht das kleinste Küken, also das letzte Kind in der Reihe, zu fangen. Schafft der Habicht dies, rutschen alle eine Position weiter nach vorn, die Henne wird zum Habicht und der Habicht zum kleinsten Küken usw. Alle Teilnehmer dürfen also ihre Orientierung zueinander und zu anderen nicht verlieren!

Derartige Fangspiele können natürlich auch mit Hilfsmitteln durchgeführt werden: Beim Bänderfangen stecken sich die Kinder rückenseitig Bänder in den Hosenbund (sie sind dann die Hasen), sodass das Band aber noch weit genug heraus ragt. Ein Kind ohne Band ist der Jäger und versucht das Band eines beliebigen Kindes herauszuziehen. Geschieht dies, wird dann der Hase zum Jäger und so weiter. Diese Übungen können variiert werden, indem das Spielfeld vergrößert oder verkleinert wird, oder sich nur entlang gewisser Linien bewegt werden darf, um so die Anforderungen an die Orientierungsfähigkeit zu erhöhen. Beim Krakenfangen bewegen sich einige Kinder krabbelnd auf dem Boden fort, während andere Kinder ihnen spielerisch ausweichen müssen. Dabei sollen ebenso Zusatzaufgaben parallel ausgeführt werden, um die Orientierungsfähigkeit intensiver zu schulen, etwa Balldribbeln mit der starken oder schwachen Hand. Auch hier kann der Spielraum in seiner Größe verändert werden und die Kinder müssen innerhalb diesem stets die Orientierung behalten.

Ballspiele als Übungen für die Orientierungsfähigkeit

Beim Ballwegschnappen hat jedes Kind einen Ball mit dem es dribbelt und dabei in der Halle umherläuft. Als Partnerversion (immer zwei Kinder) versuchen die Kinder nun, sich den Ball gegenseitig zu schnappen, ohne aber den eigenen Ball zu verlieren. Dies ist auch als Gesamtübung möglich, also Jeder gegen Jeden. Viele Variationen sind dabei denkbar, etwa die Anzahl der „Leben“ festlegen, Strafaufgaben bei Ballverlust oder wer schnappt die meisten Bälle in einer bestimmten Zeit.

Diese Übungen können auch mit dem Schläger und Tischtennisball ausgeführt werden, dabei prellen die Kinder den Ball auf dem Boden und einige Fänger ohne Ball versuchen nun, sich einen Ball zu ergattern. Der Ball darf dabei aber nur fair aus der Luft genommen werden. Auch hier können die Spielraumgröße oder andere Dinge (etwa nur entlang von Linien laufen) variiert werden, um die Orientierungsfähigkeit weiter zu fordern. Andere Übungen sind auch mit z.B. Volleybällen denkbar, so der Wandpraller: Dabei sind zwei gegenüberliegende Hallenwände als Tor definiert und es werden zwei Mannschaften gebildet. Die Kinder dürfen, wenn sie im Ballbesitz sind, nicht laufen, sie müssen sich also den Ball in Richtung gegnerisches Tor zupassen. Auch ist beim Kampf um den Ballbesitz jeglicher Körperkontakt untersagt. Ein Tor zählt nur dann, wenn der Torschütze einen Pass erhält und den Ball mit dem Kopf an die Wand köpft. Eigenvorlagen sind dabei nicht erlaubt. Auch hier sind die eigene und die Positionen der Gegner wichtig, um Freiräume zu entdecken und so die Orientierungsfähigkeit zu schulen.

Quelle: Koordinationstraining im Tischtennis, S. 16, 88-95. Deutscher Tischtennisbund.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.