Unter Orientierungsfähigkeit wird verstanden, dass wir die Lage und auch verschiedenste Bewegungen unseres Körpers, bezogen auf den Ort, aber auch auf den zeitlichen Ablauf, bestimmen können.
Diese Bestimmung bezieht sich dabei auf ein ganz gewisses Aktionsfeld (z.B. Tischtennisplatte), und/oder auf sich bewegende Personen (z.B. Gegner) oder Gegenstände (z.B. Ball, Schläger des Gegners). Anhand dieser koordinativen Fähigkeit wird man sich also beispielsweise darüber bewusst, wo sich der Gegner befindet, um dann schnelle Bälle in konkrete Richtungen zu bringen, sodass ein Punktgewinn erzielt werden kann.
Arten der Orientierungsfähigkeit
Die Orientierungsfähigkeit lässt sich in eine räumliche und in eine zeitliche Orientierungsfähigkeit klassifizieren, häufig werden diese allerdings zusammen in Verbindung gebracht.
Anhand des obigen Beispiels lässt sich dies gut beschreiben: Wenn wir beispielsweise sehen, dass der Gegner, von uns aus betrachtet, sehr weit links steht und als Rechtshänder somit seine Rückhandseite weit offen ist, dann wird dies als räumliche Orientierungsfähigkeit bezeichnet:
Wir nehmen wahr, wo ich selbst mich befinde, wie ich zur Platte oder zum Ball stehe, oder auch, wo sich mein Mitspieler oder der Gegner im Raum befindet. Darüber hinaus ist aber auch der richtige Moment des Angriffsballs auf die Rückhandseite wichtig, also das Timing:
Wir müssen den Ball dann spielen, wenn der Gegner noch möglichst weit rechts steht und den Schläger noch auf der Vorhandseite hält. Dabei schätzt der Spieler im Kopf ab, wie lange braucht der Ball während seines Fluges, welche Flugbahn nimmt er ein usw. Es wird klar, dass in den meisten Fällen, wie oben erwähnt, eine Kopplung aus räumlicher und zeitlicher Orientierungsfähigkeit unerlässlich ist.
Dabei werden die Entscheidungen, wohin, wie und wann man einen Ball spielt, in Bruchteilen einer Sekunde entschieden, was eine hohe Orientierungsfähigkeit abverlangt. Dies wird auch als der sogenannte „fünffache Blick“ bezeichnet. Bei sehr erfahrenen Spielern spricht man davon, dass sie ein Spiel „lesen“ können und somit gewisse Spielzüge des Gegners interpretieren, ja sogar vorausahnen können.
Quelle: Weineck, J. S. 796/797 ff. Optimales Training. Spitta Verlag GmbH & Co. KG