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Das Auditive System

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Das auditive System (also die Fähigkeit des Menschen, etwas hören zu können) dient dem Informationsinput für viele Dinge, die wir nicht sehen können oder die zusammen mit dem visuellen System besser verarbeitet werden können. So mag das auditive System im ersten Moment für den Tischtennissport eine untergeordnete Rolle zu haben. Dass aber durch das Hören einige wichtige Voraussetzungen geschaffen werden, wie auch die Funktionsweise unseres Ohrs, soll Inhalt dieses Beitrags sein.

Die Fähigkeit zum Hören ist für uns Menschen sehr wichtig, denn das auditive System besitzt eine Warn- und Signalfunktion sowie auch eine Funktion zu sozialer Kommunikation im Alltag: Beispielsweise sind wir sofort alarmiert, wenn wir einen Schrei hören; oder aufmerksam, wenn wir von unserem Gegenüber gewisse Worte hören, die uns neugierig machen oder emotional berühren. Doch wie funktioniert unser auditives System eigentlich?

Auditives System – Wie wir hören

Wird beispielsweise der Ball fallen gelassen und trifft auf die Tischplatte, dann werden dadurch Schallwellen erzeugt, welche zunächst auf unser äußeres Ohr treffen: An der Ohrmuschel werden sie gewissermaßen gebündelt und über den Ohrkanal in Richtung Mittelohr, konkret zunächst zum Trommelfell, geleitet. Das Trommelfell fängt durch die Schallwellen an sich zu bewegen und zu schwingen, und stößt dadurch im Mittelohrbereich an die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel)m, die wie ein Hebelsystem wirken und den Schall so weiterleiten und auch verstärken. Am Ende trifft der Steigbügel wiederum auf eine Art Membran, das ovale Fenster: Durch das „Anklopfen“ auf diese Membran gerät die dahinter liegende Flüssigkeit in Bewegung. Diese Flüssigkeit befindet sich in der Gehörschnecke (Kochlea), einem Teil des Innenohrs.

Nun verhält es sich ähnlich, wie beim Gleichgewichtsorgan: Durch die Bewegung der Flüssigkeit werden die hineinragenden sog. Haarzellen abgeknickt. Dadurch entstehen wiederum elektrische Signale (Aktionspotentiale), die dann in unser Gehirn geleitet werden und uns das Gefühl vermitteln, dass wir etwas hören.

Auditives System – Bedeutung im Tischtennis

Eine wichtige Aufgabe des auditiven Systems ist sicherlich jedem einleuchtend: Egal, ob während des Spiels oder Trainings: Wenn uns der Trainer etwas sagen will, dann hören wir ihn auch und nehmen diese Gabe als selbstverständlich hin. Wenn wir unsere Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung zum Ausdruck bringen wollen (z.B. klappt der Aufschlag nicht richtig), dann werden wir vom Trainier auch gehört, wir kommunizieren. Stellen wir uns doch einmal vor, wir könnten nichts mehr hören und müssten dann mit dem Trainer klären, was wir im Tischtennis verbessern müssen … eine sehr schwierige Aufgabe!

Des Weiteren ist entscheidend, dass wir über die Frequenz (Anzahl der Schwingungen pro Sekunde) der Schallwellen die Tonhöhe wahrnehmen: Höhere Töne haben auch eine höhere Frequenz als tiefere Töne. So bemerken wir auch, ob ein Ball schnell und hart, oder weich und mit Unterschnitt zu uns gespielt wird. Da diese auditiven Informationen auch mit den Informationen des visuellen Systems verrechnet werden, ist uns sehr schnell klar, wie wir handeln und reagieren müssen (entweder blocken, oder einen Return mit Unterschnitt, …). Ein anderes Beispiel: Beim Ausführen von Schmetterbällen im Tischtennis wird häufig gelehrt, dass der Ball „niesen“ muss: Eine Berührung am Schläger, und direkt danach an der Tischplatte, wahrgenommen als 2 akustische Signale, die direkt aufeinander erfolgen. Erst, wenn es sich so anhört, erfolgte eine gute Technik. Man lernt also auch über die Akustik.

Eine weitere wichtige Eigenschaft unseres auditiven Systems: Wir können den Ursprung einer Schallquelle lokalisieren: Kommt der Schall von rechts, nimmt dies unser rechtes Ohr eher wahr, als das linke. Dieser sog. interaurale Intensitätsunterschied wird im Gehirn verrechnet und zeigt uns, aus welcher Richtung der Schall kommt. Wenn wir während eines Spiels -aus welchen Gründen auch immer- einmal nicht den Ball sehen, können wir ihn aber hören, wenn er aufkommt und dadurch den Ort zuordnen, um so dennoch reagieren zu können.

Quelle: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, S. 123 ff.; H. Hagendorf, J. Krummenacher, H.-J. Müller, T. Schubert, 2011.

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