Von allen seinen Sinnen verlässt sich der Mensch wohl am meisten auf seine Augen. Bereits 33 % der Großhirnrinde (nach außen liegende Schicht des Großhirns, nur wenige Millimeter dick und reich an Nervenzellen) gehört dem visuellen System an. Viele Aktionen im Tischtennis sind nur durch das visuelle System möglich!
Was bedeutet das? Das heißt, dass in der Großhirnrinde eingehende Bilder, welche das visuelle System durch die Augen aufnimmt, verarbeitet werden. Von allen Nervenbahnen, die zum Großhirn verlaufen, also alle unsere Sinne (beispielsweise aus der Propriozeption oder der Oberflächensensibilität, sind sogar knapp 40 % allein dem visuellen System zuzuordnen.
Dieses visuelle System ist also maßgeblich an der Fähigkeit des Koordinationstrainings im Tischtennis beteiligt. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht dies: Wenn man sich mit offenen Augen auf ein Bein stellt und versucht, das Gleichgewicht zu halten und nach einiger Zeit die Augen schließt, dann merkt man, dass die ganze Sache nicht mehr so einfach ist. Aus diesen Gründen ist das Sehen auch bei den koordinativen Fähigkeiten unerlässlich.
Aufbau und Funktionsweise des Auges
Das menschliche Auge ist im Stande, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden, zwischen verschiedenen Farben zu unterscheiden sowie auch räumliche, also dreidimensionale Bilder, zu erstellen. Aufgrund dessen können wir auch ohne Maßband abschätzen, wie weit der Gegner an der Tischtennisplatte entfernt steht, und: Wie schnell beispielsweise der Ball auf mich zukommt.
Das Auge (visuelles System) ist ein sehr komplexes System, daher wird im Folgenden nur kurz beschrieben, was mit dem eintreffenden Licht geschieht. Dieses passiert zunächst die lichtdurchlässige Hornhaut, in welcher bereits die Brechung des Lichts beginnt. Danach verläuft das Licht durch die Pupille (das „dunkle Loch“ inmitten des Auges) und im Anschluss durch die ebenfalls lichtdurchlässige Linse. Diese kann durch Muskulatur, welche sich im Auge befindet (Ziliarmuskel), gekrümmt werden, sodass wir entfernte und auch nahe Objekte scharf sehen können.
Die für jeden Menschen individuelle Augenfarbe geht auf die Regenbogenhaut (Iris) zurück, in welcher sich Pigmente (farbgebende Substanzen) befinden. Schließlich passiert das Licht den Augapfel (füllt die Augenhöhle aus, besteht im Inneren aus einer gallertartigen Masse, dem Glaskörper) und trifft gebündelt (durch z.B. Linse) auf eine kleine Stelle, auf der Netzhaut.
Diese kleine Stelle wird gelber Fleck genannt, und genau dort sitzen Sinneszellen. Sie wandeln die eintreffenden Impulse des Lichts in elektrische Signale (Aktionspotentiale) um, die dann über Nerven zum Großhirn geleitet werden und dort zu Bildern zusammengestellt werden. Als Ergebnis nehmen wir dann einen Tischtennisball auch als solchen wahr.
Das Visuelle System – Vorgänge im Großhirn
Wie eben kurz beschrieben, werden die Aktionspotentiale der Sinneszellen beider Augen über Sehnerven zum Großhirn geleitet. Bis sie dort ankommen, durchlaufen sie einige Zwischenstationen, wie etwa das Zwischenhirn (genau: Thalamus).
Im Großhirn selbst kommen die Signale zuerst in der sogenannten primären Sehrinde an. Dieses Gebiet befindet sich im Rindenbereich (also in einer äußeren Schicht) des hinteren Teils des Großhirns, bezeichnet als Hinterhauptslappen. Dort werden die eintreffenden Informationen beider Augen zu einem Bild zusammengeführt. Ist die primäre Sehrinde nicht intakt, so ist man blind.
Im weiteren Verlauf gelangen die Informationen dann zur sekundären Sehrinde, in welcher die frisch eingehenden Informationen mit bereits vorhandenen verglichen werden. So sind wir in der Lage, bekannte Gesichter oder Gegenstände wiederzuerkennen. Eine nichtintakte sekundäre Sehrinde führt zur sog. Seelenblindheit: Man kann dann bekannte Gesichter zwar sehen, aber nicht mehr wiedererkennen.
Quelle: Anatomie Physiologie, S. 253 ff., C. Zalpour, (2006).