Die Differenzierungsfähigkeit ist eine der bedeutendsten, da im Tischtennis sehr oft eine Dosierung der Kraft bei verschiedenen Schlagtechniken nötig ist. Die Übungen zur Differenzierungsfähigkeit sollte aber nur besondere Beachtung im frühen bis späten Schulkindalter finden.
In dieser Zeit soll quasi eine vielseitige Grundlage durch Übungen zur Differenzierungsfähigkeit geschaffen werden, auf die im höheren Alter zurückgegriffen werden kann. Übungen werden oft so konzipiert, dass verschiedene Parameter verändert werden (z.B. Tempo- und Flugbahnvariationen), die dann in differenzierten Situationen geübt werden.
Allerdings ist eine isolierte Schulung dieser Fähigkeit schwer, da parallel auch andere Fähigkeiten bei der erfolgreichen Ausführung einer Technik involviert sind. Übungen werden oft mit dem Ball ausgeführt, wobei Wurfentfernung oder auch die Art des Balles variiert werden usw. Tischtennisbezogene Übungen sind natürlich auch nötig. Bei allen Übungen ist wichtig, dass das Bewegungsempfinden für das Sportgerät geschult wird, dies erfolgt durch Übungen für die Arme und Beine.
Feindosierung der Armkraft – Übungen Differenzierungsfähigkeit
1) Zielwerfen auf verschiedene, sichtbare Zielgegenstände
Bei dieser Übung wird auf einen Basketballkorb gezielt, alternativ können auch andere Ziele verwendet werden, wie etwa Reifen, Kästen oder Eimer. Wichtig ist, dass das Ziel unbeweglich ist. Variiert werden nun das Wurfgerät: Es kann mit Fußbällen geworfen werden, mit Tischtennisbällen, oder mit Tennisbällen, Sandsäckchen etc. Verschiedene Gegenstände zeigen eine unterschiedliche Masse, daher muss die Körperkraft differenziert eingesetzt werden, um dennoch das Ziel zu treffen. Ebenfalls kann die Wurfdistanz variiert werden: Das Werfen erfolgt aus einer Entfernung von z.B. 5 m, dann 10 m usw. Auch hier gilt es wieder, ein Gefühl für das Wurfgerät und die Distanz zu entwickeln und die Kraft zu dosieren. Weitere Abwandlungen können getroffen werden, indem man beispielsweise Reifen an einer Wand befestigt und zwar so, dass mehrere gleichzeitig aufgehängt werden, diese aber in unterschiedlicher Höhe und deren innere Fläche mit verschiedenen Bällen getroffen werden soll.
2) Zielwerfen auf nichtsichtbare Ziele
Hier werden verschiedene Zielareale auf dem Fußboden markiert, etwa durch Reifen, Matten etc. Diese werden parallel in unterschiedlichen Entfernungen platziert und die Kinder schauen sich diese an. Danach drehen sie sich um und müssen nach hinten und aus ihrem Gedächtnis heraus die Ziele treffen. Auch hier sollten verschiedene Wurfgeräte eingesetzt werden.
3) Zielwerfen mit Hindernissen
Bei diesen Übungen werden zunächst verschiedene Zielareale auf dem Boden platziert, die auch in ihrer Größe variieren können. Nun wird ein Hindernis zwischen dem Werfer und den Zielarealen errichtet, beispielsweise ein Volleyballnetz, andere Gegenstände oder eine Person. Ziel ist nun, über das Hindernis zu werfen und dennoch das Zielareal zu treffen.
4) Zielwerfen mit sich bewegenden Zielen
Diese Variation wird auch als Wildschweinrennen bezeichnet: Der Trainer schützt sich mit einer Matte und bewegt sich vor den Kindern hin und her, dies mit einem definierten Abstand. Die Kinder sollen das Schutzschild (Matte) so oft wie möglich treffen, dabei kann der Trainer auch den Abstand zu den Kindern verringern und die Kinder können dies auch mit unterschiedlichen Wurfgeräten tun. Wichtig ist jedoch, dass Wurfgeräte mit weniger Verletzungspotential genutzt werden, wie etwa verschieden große Schaumstoffbälle.
Das Wildschweinrennen ist als Einzel- / Gruppenwettkampf, oder auch auf Zeit anwendbar. Weitere Möglichkeiten bestehen auch im sog. Spießrutenlaufen: Eine Gruppe (A) an Kindern muss eine gewisse Zone in der Halle (oder im Freien) durchlaufen, die vorher abgesteckt oder markiert ist. Ziel ist es, dass die Kinder der Gruppe A so selten wie möglich abgeschossen werden. Die andere Gruppe (B) ist mit Schaumstoffbällen ausgestattet und gezählt werden die Treffer auf Gruppe A. Danach erfolgt der Rollenwechsel: Nun ist Gruppe B die gejagte Gruppe und Gruppe A hat die Schaumstoffbälle. Am Ende kann z.B. verglichen werden, welche Gruppe mehr Treffer hatte.
Dosieren der Beinkraft – Übungen Differenzierungsfähigkeit
1) Variationen des Laufs
Bereits beim normalen Laufen können Übungen erreicht werden, die die Differenzierung der Beinkraft schulen. Etwa können sich die Kinder in leicht vorgebeugter Stellung positionieren und dann ihren Körperschwerpunkt mehr und mehr nach vorn verlagern, sodass sie mehr und mehr auf den Fußballen stehen. Analog können sie sich auch mehr und mehr nach hinten verlagern, sodass sie zunehmend auf den Fersen stehen. Bei leichten Laufübungen können die Kinder auch von dem normalen Laufstil variiert werden, indem sie beim Laufen nur mit dem Ballen auf den Boden aufkommen sollen. Bei allen Variationen muss die Beinkraft dosiert werden, um die Bewegung zu ermöglichen.
2) Zielspringen mit Linien
Hierbei wird zunächst eine Linie auf dem Boden markiert, etwa mit Kreide, Klebestreifen oder flachen Seilen oder Bändern. Die Kinder stellen sich in einem bestimmten Abstand von der Markierung entfernt hin und versuchen, aus dem Stand mit beiden Beinen so zu springen, dass sie mit der Schuhspitze so nah wie möglich an der Markierung landen. Der Abstand zur Markierung kann im Verlauf variiert werden, auch kann mit nur einem Bein gesprungen werden. Zahlreiche andere Variationen sind möglich, etwa könnte man sich auch umdrehen und quasi von hinten an die Markierung springen, oder man stellt sich mit den Schuhspitzen an die Markierung, springt entlang der Markierung und versucht, stets so dicht wie möglich an dieser zu bleiben. Auch können 2 Markierungen verwendet werden und beide Schuhspitzen sollen jeweils eine Markierung genau berühren.
Eine andere Variante ist, mehrere Seile oder Bänder auf dem Boden auszulegen, sodass der Abstand dieser nur etwa eine dreiviertel Fußlänge beträgt und man so mit dem Schuh längs Platz hat. Die Kinder sollen nun auf einem Bein hüpfend in jeden Zwischenraum springen, ohne aber die Seile zu berühren. Alternativ kann diese Übung auch auf zwei Beinen durchgeführt werden, indem die Füße gleichzeitig in Zwischenraum 1 und 2 landen, dann in 2 und 3 usw., oder beide Füße landen in einem Zwischenraum, oder die Kinder landen mit einem Fuß im ersten Zwischenraum, mit zwei Füßen im zweiten Zwischenraum, dann wieder mit einem Fuß im dritten Zwischenraum usw. Es wird klar, dass auch bei diesen Übungen zahlreiche Kombinationen möglich sind und der Kreativität freier Lauf gelassen werden kann.
Quelle: Koordinationstraining im Tischtennis, S. 16, 45-55. Deutscher Tischtennisbund.