Der Begriff Nerven oder Nervengewebe ist hierbei der große Überbegriff und beschreibt allgemein das Grundgewebe, aus welchem das Nervensystem besteht. Dieses wiederum gliedert sich in das zentrale Nervensystem (Rückenmark, Gehirn) und in das periphere Nervensystem (alle Bestandteile außerhalb des zentralen Nervensystems), zu welchem die Nerven gehören.
Nerven können bis über einen Zentimeter dick werden und sind aus verschiedenen Bestandteilen aufgebaut: Der Oberbegriff ist der Nerv, der von einer Art Schutzhaut (Epineurium) umgeben wird. Innerhalb des Nervs gibt es verschiedene Nervenfaserbündel, die auch in einer Art Schutzhaut (Perineurium) liegen, die sie umgibt.
Jedes Nervenfaserbündel wiederum teilt sich in viele Nervenfasern ein, die auch jeweils von einer Hülle (Endoneurium) schützend umgeben sind. Die einzelnen Nervenfasern als kleinste Einheit des Nervs leiten die elektrischen Signale in zwei verschiedene Richtungen und werden daher als afferente (sensorische) oder efferente (motorische) Nervenfaser bezeichnet (siehe unten). Viele Nervenfasern (auch als Axone bezeichnet) sind in der Lage, die elektrischen Reize sehr schnell zu leiten, bis zu 120 m*s-1!
Dies liegt daran, dass diese Axone eine Hülle aus Myelin (Lamellen aus Proteinen) enthalten, die wie ein Isolator wirkt und so die Leitungsgeschwindigkeit stark erhöht. Nicht alle Nervenfasern sind gleich stark myelinisiert, manche sind es auch gar nicht, entsprechend dünner sind diese dann und auch langsamer bzgl. der Leitungsgeschwindigkeit. Neben den Bindegeweben, die im Nerv vorkommen (Epi-, Peri- und Endoneurium) kommen beispielsweise auch Blutgefäße vor, welche den Nerv mit Nährstoffen versorgen.
Afferente und efferente Nervenfasern
Da in Nerven oft sowohl afferente als auch efferente Nervenfasern vorkommen, häufig auch nebeneinander, werden diese Nerven als gemischte Nerven bezeichnet. Erfolgt die Reizweiterleitung des elektrischen Signals (Aktionspotential) vom Rezeptor in Richtung zentrales Nervensystem (Wenn den Finger über eine brennende Kerze halten wird dieser Sinneseindruck über die Oberflächensensibilität in der Haut am Finger wahrgenommen und als elektrisches Signal (Aktionspotential) in Richtung zentrales Nervensystem geleitet) geschieht dies über afferente bzw. sensorische Nervenfasern.
Wird ein elektrisches Signal (Aktionspotential) anschließend vom zentralen Nervensystem weg und hin zur Zielmuskulatur geleitet (Es werden Muskeln angesteuert, die uns den Finger aus der Flamme ziehen lassen), erfolgt dies über efferente bzw. motorische Nervenfasern. In diesem Beispiel muss die Reaktion auf die heiße Flamme sehr schnell erfolgen, da wir uns sonst den Finger verbrennen würden. Daher sind dort sehr schnell leitende Axone beteiligt, und die Reaktion selbst erfolgt als automatischer Reflex.
Quelle: Biologie des Menschen, S. 134 ff., E. Betz, K. Reutter, D. Mecke, H. Ritter, (1997).